Interview zu Stuttgart 21 mit Rudolf Bindig

Veröffentlicht am 21.11.2011 in Landespolitik

Rudolf Bindig

Schwäbische Zeitung vom 19.11.2011

Bindig: „Das dümmste Bauwerk seit dem Turmbau zu Babel“

Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Rudolf Bindig äußert sich gegen Stuttgart 21

Ravensburg / vin - Die SPD ist gespalten, was Stuttgart 21 anbetrifft. Einer der prominentesten Gegner innerhalb der Partei ist der frühere Bundestagsabgeordnete Rudolf Bindig aus Weingarten. SZ-Redakteurin Annette Vincenz sprach mit ihm über die anstehende Volksabstimmung am 27. November.

SZ: Sie saßen 25 Jahre als SPD-Bundestagsabgeordneter im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages. Was halten Sie von Stuttgart 21?
Bindig: Ich bin ein entschiedener Anhänger der Alternativlösung K 21 und also gegen S21. Ich halte den Umbau des Kopfbahnhofs vor allem einmal für kundenfreundlicher als das jetzige Konzept; für ökologisch sinnvoller und von den Kosten her deutlich geringer. Man kann einen integralen Taktfahrplan mit dem K21 fahren, ebenerdig zwischen 16 Zügen umsteigen, die Anschlusszüge können aufeinander warten und es gibt wesentlich mehr Verbindungen.

SZ: Bei K21 müsste man aber wieder neu planen, es gäbe auch Bürgerproteste, eben nur woanders. Würde das den Bau nicht unbotmäßig verzögern?
Bindig: Verzögerungen wird es auch bei dem anderen Bau noch geben. Man müsste ja nicht komplett neu planen, weil die Strecke Wendlingen-Ulm nicht berührt wäre, das geht relativ schnell.

SZ: Wie sehen Sie die Auswirkungen auf die Südbahn-Elektrifizierung?
Bindig: Die Befürworter von S21 führen ja immer die Zeitersparnis an, dass man wesentlich schneller in Stuttgart wäre. Das geht mit K21 auch, denn die Neubaustrecke Ulm-Wendlingen würde ja auch gebaut. Die Südbahn ist durch beide Projekte gleich berührt. Mit dem Unterschied, dass bei S21 ein Teil der Kosten vorher verbraucht würde. Und dass S21 doppelt so teuer ist wie K21.

SZ: Wie beurteilen Sie die wiederholten Äußerungen von CDU-Bundestagsabgeordneten aus der Region, Verkehrsminister Peter Ramsauer habe die Aufnahme der Südbahn-Elektrifizierung in den Investitionsrahmenplan 2011 bis 2015 mündlich zugesagt?
Bindig: Es ist schon so viel versprochen worden. Ich glaube nur noch Fakten, wenn es also wirklich im Programm drin steht.

SZ: Wäre denn eine Aufnahme überhaupt gleichbedeutend mit einer sofortigen Finanzierung? Oder muss das nicht erst in den Bundeshaushalt?
Bindig: Natürlich bekommt es erst Substanz, wenn es im Haushalt steht. Aber wenn es tatsächlich in den Fünf-Jahres-Plan aufgenommen wird, hat es gute Chancen, dann glaube ich an die Verwirklichung.

SZ: Die SPD ist ja gespalten in Sachen Stuttgart 21. Der Ulmer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Rivoir aus Ulm macht nächste Woche zusammen mit der CDU Werbung für das Projekt. Wie sehen Sie das?
Bindig: Jedes SPD-Mitglied kann sich frei äußern. Weder der Kollege Rivoir noch ich können für die SPD reden, sondern nur für uns selbst.

SZ: Wagen Sie eine Prognose: Wie geht die Volksabstimmung am 27. November aus?
Bindig: Jetzt geht es in die entscheidende Argumentationsrunde. Ich hoffe, dass es eine Mehrheit für ja gibt, also für den Ausstieg.

SZ: Trotz der aktuellen Umfragen, die eine Mehrheit von 55 Prozent für Stuttgart 21 sehen?
Bindig: Es ist eine alte Regel, dass erst am Abstimmungstag ausgezählt wird und nicht vorher. Mit Umfragen wird Stimmung gemacht. Ich halte S21 für das dümmste Bauwerk seit dem Turmbau zu Babel.

(Erschienen: Schwäbische Zeitung vom 19.11.2011)

 

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